3 Wochen ERASMUS+ Praktikum in Sevilla, Spanien
Michi und ich (Leonie) hatten das große Glück, über das ERASMUS-Programm ein dreiwöchiges Praktikum in einer Zimmerei in der wunderschönen spanischen Stadt Sevilla zu absolvieren. ERASMUS, das europäische Austauschprogramm für Bildung, bietet jungen Menschen die Möglichkeit, internationale Berufserfahrungen zu sammeln und ihre persönlichen Horizonte zu erweitern. In der Zimmerei lernten wir nicht nur traditionelle Handwerkstechniken, sondern auch die spanische Kultur und Arbeitsweise hautnah kennen. In diesem Bericht möchten wir unsere spannenden und lehrreichen Erlebnisse mit euch teilen.
Der Austausch fand in Zusammenarbeit mit einer Organisation in Sevilla vor Ort statt. Diese Organisation kümmerte sich um die Suche des Betriebes, die Unterbringung in Sevilla sowie die Betreuung für uns vor Ort. An dieser Stelle möchten wir ein großes Lob aussprechen, da wir von Anfang bis Ende an die Hand genommen wurden. Der ganze Aufenthalt war perfekt organisiert und wir hatten zu jeder Zeit einen Ansprechpartner, an den wir uns hätten wenden können!
DIE ARBEIT
Unser Betrieb in Sevilla war eine kleine Zimmerei, die sich auf den Bau von Eingangsüberdachungen, Pergolen, Veranden sowie Pavillons spezialisiert hatte. Das Team bestand aus dem Chef Enrique und drei weiteren Zimmerern.
Unser Arbeitsalltag war ziemlich routiniert. Jeden Morgen starteten wir mit einem ausgewogenen Frühstück, bevor wir uns auf den Weg zum Kunden machten. Beim Kunden angekommen, entluden wir den LKW und bereiteten das Werkzeug vor. Das Aufstellen der Holzkonstruktionen ging dann immer super schnell, und es war beeindruckend zu sehen, wie eingespielt unser Team zusammenarbeitete. Eine wohlverdiente Trinkpause war ebenfalls stets eingeplant, da unser Chef großen Wert auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr legte. Nach getaner Arbeit räumten wir gemeinsam auf und fuhren zurück in die Werkstatt. Dort angekommen, wurde noch der LKW entladen und für das nächste Projekt beladen. Danach starteten wir am frühen Nachmittag in unseren Feierabend. Wenn wir mal einen Tag nicht auf Montage waren, verbrachten wir den Arbeitstag in der Werkstatt und waren dort mit dem Abbund sowie dem Streichen der Holzkonstruktionsteile beschäftigt.
Wir wurden von Tag eins mit offenen Armen aufgenommen und wie ein Teil des Teams behandelt. Die Herzlichkeit und Empathie der Spanier ist wirklich beeindruckend. Obwohl die Kommunikation schwierig war, da wir kaum Spanisch sprachen und unsere Kollegen wenig Englisch konnten, zeigte sich, dass man im Handwerk nicht zwingend dieselbe Sprache sprechen muss, um effektiv zusammenzuarbeiten. Hier wurde uns wirklich bewusst, wie intuitiv unser Beruf eigentlich ist und wie wichtig es ist, mitzudenken und immer einen Schritt voraus zu planen. Diese Erfahrung war äußerst spannend und lehrreich.
Trotz der Sprachbarriere haben wir natürlich auch jeden Tag viel miteinander gescherzt und gelacht. Wir wurden von unseren Kollegen unglaublich wertgeschätzt und wie „Familie“ behandelt. Wir durften sogar den ein oder anderen Tag mit der Familie eines Kollegen verbringen und tiefe Einblicke in die spanische Kultur gewinnen. Zum Abschied wurden wir zu einem tollen gemeinsamen Arbeitsessen mit allen Kollegen und Familienmitgliedern eingeladen. Alles in allem war es eine unvergessliche Erfahrung!
DIE STADT
Sevilla ist eine wunderschöne Stadt, in der man viele Stunden verbringen kann. In unserer ersten Woche haben wir über 60 km zu Fuß zurückgelegt. Die Spaziergänge durch die Altstadt fühlten sich an wie eine Reise in eine andere Zeit. Sevilla hat wirklich einige tolle und einzigartige Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie die Kathedrale und die Giralda, aber vor allem der Real Alcázar mit seinen prächtigen Palästen und üppigen Gärten ist wirklich atemberaubend. Für uns Zimmererlehrlinge war aber natürlich die Setas de Sevilla ein absolutes Highlight. Hierbei handelt es sich um eine riesige, beeindruckende moderne Holzstruktur im Herzen der Stadt, die als Aussichtsplattform, archäologisches Museum und zugleich als Beschattung dient. Besonders toll war, dass unser Lehrer, Herr Weinmüller, vor Jahren bei der Montage der Holzkonstruktion mitgewirkt hatte und uns bei seinem Besuch einiges über seine Zeit in Sevilla sowie zu der statischen Konstruktion erzählen konnte. Aber Sevilla ist nicht nur für seine Sehenswürdigkeiten bekannt. Es gibt viele gemütliche Plätze und Tapas-Bars, wo man die andalusische Lebensfreude spürt und leckere spanische Gerichte genießen kann. In einer Tapas-Bar gleich neben unserem Apartment wurden wir von der Nachbarschaft mit offenen Armen aufgenommen und verbrachten einige schöne gemeinsame Abende.
Wir haben auch tolle Tagesausflüge erleben dürfen. An einem Wochenende sind wir nach Córdoba gefahren und die Mezquita dort ist unglaublich. Die Mischung aus Moschee und Kathedrale ist einzigartig und die Altstadt von Córdoba hat viel Charme. Insgesamt kann man dort 4 Weltkulturdenkmäler bestaunen. Unser Ausflug nach Cádiz war ebenfalls fantastisch. Die Stadt liegt direkt am Meer und hat wunderschöne Strände. Es war toll, einen Tag am Strand zu verbringen und bei einer kostenlosen Führung durch die Gassen der Altstadt zu schlendern. Alles in allem ist Sevilla eine Stadt, in der man sich einfach wohlfühlt. Egal, ob man historische Bauwerke bestaunt, durch die lebhaften Straßen bummelt oder die Umgebung erkundet – hier gibt es immer etwas zu entdecken.
FAZIT
Wir können sagen, dass unser Auslandsaufenthalt in Sevilla eine unglaublich bereichernde Erfahrung war. Die Zeit dort hat uns geholfen, neue Kulturen kennenzulernen, unsere Sprachkenntnisse zu verbessern und wertvolle Freundschaften zu schließen. Die praktische Arbeitserfahrung in der Zimmerei, eröffnete uns Einblicke in die spanische Holzbauweise und prägte uns vor allem auf der menschlichen Ebene. Praktische Auslandserfahrungen fördern persönliche und berufliche Entwicklung und erweitern den Horizont. Wir können jedem nur empfehlen, diese Chance zu nutzen.